Daniela Dahn versuchte in den "Blättern für deutsche und internationale Politik", die Geschichte von Gaddafis Libyen und der Rebellion dort einmal gegen den Strich zu analysieren, ohne vom "Tötet-Gaddafi"-Geschrei gleich ins "Heil-Gaddafi"-Geschrei zu wechseln. Ja, es ist tatsächlich möglich, sich mit Kriegen und Bürgerkriegen zu beschäftigen, ohne sich auf die Seite einer der Kriegsparteien zu stellen.
Ein Beispiel: Dem Attentat von Lockerbie ging 1986 der Abschuss eines iranischen Passagierflugzeugs durch ein usamisches Kriegsschiff im Persischen Golf voraus. Dem Berliner La-Belle-Attentat im gleichen Jahr ging die Versenkung zweier libyscher Kriegsschiffe voraus, und es folgte ihm ein verheerender Bombenangriff auf Wohnviertel in Tripolis. Der usamische Präsident Ronald Reagan nahm sich also ganz selbstverständlich das Recht, einen Mord mit einem größeren Mord zu "vergelten". Wenn der libysche Chef Gaddafi so etwas tat, bewies das seinen tyrannischen und blutrünstigen Charakter. Wenn Reagan so etwas tat, bewies das seine Tat- und Schlagkraft als Held der westlichen Welt.
So ist es denn für einen Pazifisten wie mich an der Zeit, meinen alten "Erzfeind" Guido Westerwelle mit einem großen Lob zu verabschieden. Seine Enthaltung im UNO-Sicherheitsrat wird als pazifistische Heldentat in die Geschichte eingehen. Einem Krieg zustimmen kann jeder. Sich einem Krieg verweigern erfordert wirklich Mut. Chapeau, Guido!
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