Dienstag, 14. November 2023

Darf es wahr sein, dass Tiere träumen?

Fragen zum Interview, das Theresa Bäuerlein mit dem Philosophen David Peña-Guzmán geführt hat, nach seinem Buch »When Animals Dream«. krautreporter 26.9.2023

1.       Wie kommen Naturwissenschaftler darauf, Tiere mit Computern zu vergleichen und das für wissenschaftliches Denken zu halten? Computer sind Geräte, die Menschen konstruiert haben. Sie sind tot. Tiere sind Lebewesen, die uns in der Welt begegnen, in der wir leben und selbst als Menschen entstanden sind. Sie sind lebendig und wurden nicht von Menschen konstruiert. Was also kann und soll so ein schräger Vergleich aussagen?

2.       Warum ist es „wichtig, keine menschlichen Eigenschaften auf Tiere zu übertragen“? Wenn Menschen und Tiere weniger unterschiedlich sind, als man früher annahm, ist es dann nicht gerade wichtig, das zu sehen, was Mensch und Tier gemeinsam haben? Zumal in Zeiten des Denkens in ökologischen Zusammenhängen? Wenn Peña-Guzmán (dankenswerterweise) über „phänomenales Bewusstsein“ spricht, geht er dann nicht genau diesen Schritt?

3.       Könnte es sein, dass sich in Morgans Kanon das alte Dogma widerspiegelt, dass zwischen Menschenwelt und Tierreich eine gottgegebener Abgrund liege? Wohlgemerkt, er ist eine Faustregel und beruht offenbar selbst nicht auf wissenschaftlicher Erkenntnis, sondern soll die Suche nach Erkenntnis leiten.

4.       Ist es nicht so, dass wir Menschen beim Träumen Erlebnisse des Tages frei assoziativ mit Erinnerungen an frühere Erlebnisse vergleichen? Dass wir also beim Träumen Inhalte des Kurzzeitgedächtnisses ins Langzeitgedächtnis aufnehmen? Und welche Rolle spielt dieser Prozess bei der Herausbildung unserer Persönlichkeiten?

5.       Könnte bei der Schimpansin, die von Kaffee träumte, der gleiche Prozess abgelaufen sein? Wenn dem so war – entstand dabei die Persönlichkeit einer Schimpansin, die Erfahrungen mit Kaffee hat?

6.       Stimmt es wirklich, dass aus der Beobachtung von Bewusstsein bei Tieren folgt, dass wir Tiere nicht essen dürfen? Stimmt es denn, dass Menschen Tiere essen, weil sie sich selbst für etwas Höheres halten? Ist es nicht eher umgekehrt: Menschen essen Tiere, weil Bären, Wölfe, Hunde und Katzen ebenfalls Tiere essen? Und wenn wir uns entscheiden, keine Tiere mehr zu essen, liegt dem nicht gerade ein typisch menschlicher Zug zugrunde, der uns tatsächlich von Bären usw. unterscheidet?

7.       Folgt aus dem historischen Hinweis Peña-Guzmáns auf Rassismus und Patriarchat (ich ergänze: Sklaverei und Leibeigenschaft) in der Menschheitsgeschichte nicht, dass das Konzept der Menschenrechte eine Errungenschaft der menschlichen Kulturgeschichte ist? Wen dem so ist, wie frei steht es uns dann, den Geltungsbereich der Menschenrechte zu definieren?


Mittwoch, 26. Februar 2020

Wenn Intellektuelle für Nietzsche schwärmen

Auf der Website kommunisten.ch analysierte ein Schweizer Kommunist 2008 mit spitzer Feder, wie und warum ein italienischer Kommunist 2007 den imperialistischen Philosophen Friedrich Nietzsche beweihräuchert hatte. Dabei kam er am Ende zum Ergebnis:

Freitag, 3. Februar 2017

Deutschland 1914: SPD und Erster Weltkrieg (II)

Der Reichstag des wilhelminischen Kaiserreiches hatte nicht viele Rechte, aber das Budget­recht hatte er. Wenn die Regierung Geld brauchte, war sie auf die Zustimmung des Reichstags angewiesen. Die Sozialdemokraten im Reichstag konnten das nicht verhindern, und es gab gute Gründe, einen offenen Aufstand gegen den Krieg für aussichtslos zu halten. Aber eine Zustimmung zu den Kriegskrediten, wie sie der #er Abgeordnete Eduard David verlangte, ging weit über die Hinnahme des Unvermeidlichen hinaus: Die SPD verzichtete damit nicht nur auf Widerstand, sie stimmte dem Krieg offen zu; sie unterstützte den Krieg einer Regierung, deren militaristischer und imperialistischer Charakter zuvor allgemein anerkannt gewesen war. Die Entscheidung fiel am 2. und 3. August in der Reichstagsfraktion unter dem Eindruck der deutschen Kriegser­klärung an Russland, und bevor der Krieg mit Frankreich und England Tat­sache war. 

Deutschland 1919: Die Dolchstoßlegende

Die Dolchstoßlegende oder Dolchstoßlüge bezieht sich auf das Ende des Ersten Weltkriegs 1918. Ihre Anhänger behaupteten ab 1919, der Krieg sei aus deutscher Sicht nicht militärisch verloren worden, sondern nur deshalb, weil kommunistische Revolutionäre im Innern Deutschlands, z. B. in den Munitionsfabriken, die Frontsoldaten "von hinten erdolcht" hätten. Gemeint war damit, sie hätten sie z. B. vom Nachschub abgeschnitten. Diese Version der Geschichte war eine Lüge.

Mittwoch, 22. Oktober 2014

2004: Die Mörder von Madrid und ihre faschistischen Wurzeln

Vor zehn Jahren veröffentlichte ich diesen Kommentar zu den Madrider Zuganschlägen vom 11. März 2004:
Die da den Tod lieben: Auch Pazifisten haben Feinde. Konsequenzen nach dem Massenmord von Madrid
»Ihr liebt das Leben, und wir lieben den Tod.« Das hat ein angeblicher Sprecher der Al-Qaida-Terroristen auf einem Video gesagt, auf dem er sich zum Massenmord von Madrid bekannte. Eine ganz ähnliche Botschaft der Hamas über den entscheidenden Unterschied zwischen israelischen Busfahrgästen und palästinensischen Bombenmördern konnten wir bereits vor einigen Monaten lesen. Es ist an der Zeit, dass sich deutsche und europäische Pazifisten Gedanken darüber machen, wer ihre derzeit übelsten Feinde sind.

Montag, 18. August 2014

Ein IS-Terrorist erklärt seine Mordmotive

"Die Welt" veröffentlichte am 10.7.2014 eine Interview-Studie von Vanessa Schlesier über einen IS-Terroristen, der nach eigenen Angaben in Syrien ca. 200 Menschen umgebracht hat und sich derzeit in Istanbul von seinem blutigen Handwerk ausruht. 

Mittwoch, 13. August 2014

Deutschland 1914: Ausbruch des Ersten Weltkriegs

Zunächst jedoch nahm das Unheil seinen Lauf, und kein Proletariat der Welt hat 1914 ernsthaft versucht, es zu stoppen. Am 29. Juli, einen Tag nach Kriegsausbruch in Österreich und Serbien, beschloss Zar Nikolaj II. zunächst eine Teilmobilisierung der russischen Armee an der österrei­chisch-ungarischen Grenze. Am gleichen Tage erklärte der britische Außenminister Grey dem deutschen Botschaf­ter, Großbritannien werde in den Krieg eingreifen, wenn sich Deutschland und Frankreich an dem Konflikt zwischen Österreich und Russland beteiligen sollten.