Mittwoch, 11. Januar 2012

11. September 2001: 39 neue ungeklärte Fragen...


...wenn das World Trade Center tatsächlich gesprengt worden wäre 

Die sog. Kritiker der weithin akzeptierten Erklärung der Ereignisse des 11. September 2001 berufen sich gerne auf angeblich ungeklärte Fragen. Zum zehnten Jahrestag des Ereignisses brachten z. B. Elias Davidsson, Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann die Theorie auf, die Türme seien nur deshalb eingestürzt, weil sie (von der US-Regierung selbst) gesprengt wurden. Diese Theorie der „Kritiker“ wirft allerdings zahllose ungeklärte Fragen auf. Unter anderem die, welche Motive hinter dem Verbreiten solcher Theorien stecken könnten.

Dabei geht es um drei Komplexe:
1.       War eine Sprengung des WTC überhaupt organisatorisch möglich, und welchen Sinn hätte sie haben können?
2.       Sprechen die angeblichen Indizien einer Sprengung, die Davidsson, Fikentscher und Neumann vorgelegt haben, tatsächlich dagegen, dass das WTC wegen der eingeschlagenen Flugzeuge zusammenbrach?
3.       Welche politischen und sozialpsychologischen Motive könnten hinter der Sprengungstheorie stecken?

War eine Sprengung des WTC organisatorisch möglich?

Wie hätte jemand unter den Augen und Ohren von rund 50.000 täglichen und teils auch nächtlichen Beschäftigten Tausende von Sprengladungen in den 220 Stockwerken der beiden Gebäude anbringen und miteinander verkabeln können, ohne dass wenigstens einer der Überlebenden das bemerkt hätte? Wie kommt es, dass offensichtlich niemand der Überlebenden über merkwürdige Bau­arbeiten im Vorfeld berichtet hat?
Nach der Sprengungstheorie müssen Hunderte von Agenten an der Vorbereitung des Ablaufs beteiligt gewesen sein. Wie kommt es, dass in zehn Jahren kein einziger davon der Versuchung erlegen ist, sein Wissen an Al-Jasira, Gaddafi oder Ahmadinedjad zu verkaufen oder an Wikileaks weiterzugeben? Oder sich auch nur mal bei einer Freundin oder Hure verplappert hat?

Der Einsturz der Gebäude folgte genau dem weitgehend zufälligen Einschlagsort und der Einschlagszeit der Flugzeuge sowie der absolut zufälligen Ausbreitung des Feuers in den Gebäuden: Der Nordturm z. B. wurde weit oben, etwa in der 100. Etage, getroffen, und das Flugzeug schlug mit waagerechten Tragflächen ein, weshalb sich das Feuer zunächst nur über wenige Etagen ausbreitete. Deshalb hielt er fast eine Stunde länger als der Südturm. Der Südturm knickte beim Einsturz genau über die Ecke um, die vom Flugzeug mit schräg gestellten Tragflächen durchschlagen worden war und wo das Feuer die meisten Etagen erfasst hatte. Wer außer einem bösen Gott hätte den Ablauf der Sprengungen mit diesen zufälligen Ereignissen koordi­nieren können?

Welchen Sinn hätte die Sprengung haben können?

Oder besser gefragt: Welchen Sinn hätte die hoch riskante Ent­führung von vier Flugzeugen noch gehabt, wenn jemand es tatsäch­lich geschafft hätte, die WTC-Türme unbemerkt mit Tausenden von Spreng­ladungen zu präparieren? In diesem Fall hätte es doch völlig ausgereicht, die Sprengladungen einfach zu zünden, ohne Flugzeuge. Warum sollte jemand das Risiko eingehen, dass die Flugzeug-Entführungen schon beim Einchecken scheitern, dass die Flugzeuge abgeschossen werden, abstürzen wie in Shanksville oder ihr Ziel verfehlen? Nur wegen der Medien? Auch ohne Flugzeuge hätte man den Einsturz der Türme mediengerecht inszenieren können: Man ruft 15 Minuten vorher das Fernsehen an und lässt dann vor den Kameras einen der Türme gegen den anderen kippen. (Weiterer Vorteil: Man hätte nur einen der Türme präparieren müssen.) Die angeblichen arabischen Täter, denen man den Massenmord in die Schuhe schieben wollte, hätte man genauso gut in der Nähe des WTC beim Vorbereiten der Sprengung filmen können, wie man sie beim Betreten des Flughafens gefilmt hat. (Alles natürlich unter der Grundannahme der „Kritiker“, die US-Regierung habe die Türme gesprengt.)

Sprechen Indizien für eine Sprengung?

Elias Davidsson hat sieben Indizien aufgeführt, die angeblich für eine Sprengung sprechen:
1.       Augenzeugen, die Sprengungen gehört haben wollen;
2.       der Einsturz der Gebäude „fast im freien Fall“;
3.       das senkrechte Einstürzen der Gebäude;
4.       die Pulverisierung der Stockwerke und der meisten Leichen;
5.       Spuren eines Sprengstoffs, die man angeblich gefunden hat;
6.       Lachen von geschmolzenem Stahl in den Trümmern;
7.       der verspätete Einsturz des Gebäudes WTC-7.

Ad 1: Könnte das rhythmische Knallen, das die Augenzeugen gehört haben, nicht das synchrone Platzen sämtlicher Scheiben des jeweiligen Stockwerks gewesen sein, das gerade zerquetscht wurde? Könnten Explosionen in den unteren Etagen nicht mit brennendem Kerosin zu tun gehabt haben, das durch die Fahrstuhlschächte nach unten floss? 

Ad 2: Beim Einsturz des zuerst getroffenen Nordturms konnte man deutlich sehen, dass er oben zunächst langsam begann und sich dann immer schneller nach unten fortsetzte. Spricht das nicht gerade gegen eine Sprengung? Bei einer gewöhnlichen Sprengung explodieren alle Sprengsätze fast gleichzeitig, und immer explodieren die unteren zuerst, um die Stabilität des ganzen Gebäudes zu zerstören.

Ad 3: Das senkrechte Einstürzen sieht in der Tat merkwürdig aus, aber gerade nicht so wie eine kontrollierte Sprengung. Lässt man bei der Sprengung eines Fabrikschornsteins das Objekt nicht gewöhnlich schräg in eine vorgegebene Richtung kippen? Nicht zuletzt, um sicher zu gehen, dass nicht ein Teil davon stehen bleibt. 

Ad 4: Haben sich die „Kritiker“ klar gemacht, welch enormes Gewicht auf den Stahlträgern in den brennenden und schließlich kollabierenden Etagen des WTC lastete? Laut Wikipedia wurden in den Zwillingstürmen 200.000 t Stahl und 325.000 m³ Beton verbaut. Letzterer wiegt ca. 780.000 t (2,4 t pro m³). 80.000 t für das Funda­ment abgezogen, bleiben insgesamt 900.000 t Material für die 220 Etagen der beiden Türme. Das sind 4090 t pro Etage. Der Südturm wurde etwa in der 80. Etage getroffen. Darüber standen 30 Etagen; also rd. 123.000 t Stahl und Beton. Dieses Gewicht lastete auf den Stahlträgern, die durch den Kerosin- und Bürobrand von Minute zu Minute weicher wurden, bis sie schließlich nachgaben. Was ist so verwunderlich daran, dass die kollabierenden Etagen unter dem ernormen Druck der darüber befindlichen Gebäudemasse in Sekunden­bruchteilen zerquetscht und pulverisiert wurden? Wie hätten Leichen und Büromöbel dieser Betonpresse standhalten sollen?

Ad 5: Selbst wenn tatsächlich Sprengstoffspuren im Staub von Manhattan nachgewiesen wurden, was ich nicht überprüfen kann – woher wollen die „Kritiker“ wissen, wo dieser Sprengstoff herkam? Könnte er sich nicht einfach zufällig in einem der betroffenen Gebäude befunden haben und durch den Einsturz frei geworden sein? Es gab 50.000 Arbeitsplätze im WTC und täglich 80.000 Touristen. Wer will wissen, was die alles dabei haben?

Ad 6: Die „Kritiker“ verweisen gerne darauf, dass brennendes Kero­sin Stahl nicht schmelzen kann. Warum vergessen sie, dass in den Gebäuden nicht nur Kerosin gebrannt hat, sondern die gesamte Einrichtung – und das unter starker Sauerstoffzufuhr, zum Teil noch angeheizt durch Kamineffekte? Wie wollen sie ausschließen, dass dabei auch an einigen Stellen Temperaturen von über 1500 °C ent­standen sind, bei denen Stahl schmilzt? Und sprechen die Lachen geschmolzenen Stahls in den Trümmern nicht gerade gegen eine plötzliche Sprengung und für die längere Einwirkung eines Brandes? Wären bei einer Sprengung die Stahlträger nicht eher punktuell zerrissen worden?

Ad 7: Welchen Sinn sollte es gehabt haben, eines der Gebäude erst 8 Stunden später zu sprengen? Das hätte doch nur die Gefahr herauf­beschworen, dass die Feuerwehr den Sprengstoff im Gebäude in der Zwischenzeit entdeckt. Dagegen kann es gut sein, dass das Gebäude durch die starke Erschütterung beim Einsturz des benachbarten Turms brüchig wurde.

Welche Motive könnten hinter der Sprengungstheorie stecken?

Warum laufen die „ungeklärten Fragen“ der „Kritiker“ fast immer darauf hinaus, dass die US-Regierung hinter dem Anschlag stecken müsse? Könnte nicht stattdessen auch die amerika­nische Betonmafia dahinterstecken, die neuen Beton für neue Wolken­kratzer verkaufen wollte? Oder Immobilien­spekulanten, die die Büroflächen in Manhattan knapper machen wollten? Oder Börsenmakler, die lästige Konkurrenten los werden wollten? Warum interessieren solche poten­ziellen Täter die „Kritiker“ offenbar nicht? Könnte das damit zusammen­hängen, dass diese Leute in ihrer Verblendung – unabhängig von allen „ungeklärten Fragen“ – schon immer geglaubt haben, dass die US-Regierung und vor allem die CIA an sämtlichem Unglück der Welt Schuld sei? Liegt dieser Verdacht nicht nahe, wenn man die gleichen Leute (nämlich Fikentscher und Neumann) darüber spekulieren liest, ob nicht auch das große Erdbeben in Japan im März 2011 von der US-Regierung arrangiert worden sei? Und ist es wirklich abwegig, diese Verblendung ähnlich zu finden wie jene auf Heinrich von Treitschke zurück­gehende Parole: »Die Juden sind unser Unglück«? 

Es handelt sich bei der Sprengungstheorie natürlich um eine klassische Verschwörungstheorie: Hinter einem allgemein bekannten Ereignis steckt, so glauben die Vertreter solcher Theorien, eine geheime Verschwörung einer mächtigen Institution, die damit ihre Macht absichern oder vergrößern oder gar die totale Weltherrschaft erringen möchte. Die Mutter aller Verschwörungstheorien war jene des Jesuiten­paters Augustin Barruel, der glaubte, die Französische Revolution sei von Freimaurern oder Illuminaten in geheimen Zirkeln von langer Hand geplant und eingestielt worden. Bis heute spielen Frei­maurer und Illuminaten in konservativen Verschwö­rungstheorien eine wichtige Rolle. Was macht solche Theorien eigentlich für viele Menschen – und sogar für linksgerichtete Gesellschaftskritiker – attraktiv?

Könnte das die Unlust sein, sich mit neu auftretenden Kräften der Weltgeschichte auseinandersetzen zu müssen? Statt sich den Kopf über bürgerliche Revolutionäre oder islamistische Fanatiker zu zerbrechen, erscheint es doch viel einfacher und klarer, eine so altbekannte Institution wie die Freimaurer oder die US-Regierung für Furcht erregende Ereignisse der Gegenwart verantwortlich zu machen.

Könnte das die Unfähigkeit sein zu akzeptieren, dass der Zufall, dass Einzeltäter oder kleine Gruppen in den Lauf der Geschichte ein­greifen können? Darauf deutet das Schicksal des Hitler-Attentäters Georg Elser hin. Weder Hitler noch der Widerstandskämpfer Martin Niemöller konnten akzeptieren, dass ein schwäbischer Schreiner ganz allein um ein Haar den mordenden Diktator umgebracht hätte. Hitler war sich sicher, dass der britische Geheimdienst dahintersteckte, und Niemöller war sich sicher, dass die Gestapo dahintersteckte. Denn das waren Institutionen, die man kannte und einschätzen konnte. Wie peinlich wäre es für den Diktator gewesen, von einem Handwerker zur Strecke gebracht zu werden! Und wie peinlich für den orga­nisierten Widerstand, dass der mittellose Tüftler etwas geschafft hatte, das Generälen nicht gelungen war!

Während Konservative seit jeher nicht begreifen können, dass revo­lutionäre Gedanken zuweilen unkontrolliert in vielen Köpfen entstehen, haben Linke wohl eher eine Art Neidproblem mit Leuten wie Elser oder Gruppen wie Al-Qaida. Da müht man sich viele Jahre lang vergeblich ab, um Einfluss auf die Weltgeschichte zu nehmen, und dann kommt da so eine Gruppe aus dem Nichts daher und tut es einfach. Das ist bitter. Und vor dieser bitteren Erkenntnis bewahrt uns die Annahme, es sei in Wirklichkeit die allmächtige US-Regierung gewesen.

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