Wer 1977 die Taten der Terroristen öffentlich verstehen
konnte, lief Gefahr, als Sympathisant eingesperrt zu werden. 2011 schrieben
Kommentatoren, der Massenmord von Oslo werde für immer unbegreiflich bleiben.
Ähnlich äußerten sich die Bielefelder Arminia-Fanverbände im Mai 2012, nachdem
einige Männer aus ihren Reihen acht Werder-Bremen-Fans brutal überfallen und einen
davon lebensgefährlich verletzt hatten:
»Diese Dimension der Gewalt war für die
Bielefelder Fanszene völlig unbekannt und bleibt für immer unbegreiflich.« (Neue
Westfälische 9.5.2012)
Für immer? Ist es nicht seltsam, dass die Kommentatoren
schon am Tag nach der Tat wissen wollen, wie man sie zwei oder zehn oder
fünfzig Jahre später sehen wird? Die Formulierung deutet an, dass jede
Diskussion über die Hintergründe der Tat, vor allem aber über Konsequenzen, die
man ziehen müsste, um ähnliche Taten in Zukunft zu verhindern, im Keim erstickt
werden soll. Überspitzt gesagt: Wer so argumentiert, möchte, dass sich nichts
daran ändert, dass solche Taten gelegentlich passieren. Offenbar braucht er
diese Taten für irgendetwas.
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