Sonntag, 13. Mai 2012

Gewalttaten verstehen verboten!

Wer 1977 die Taten der Terroristen öffentlich verstehen konnte, lief Gefahr, als Sympathisant eingesperrt zu werden. 2011 schrieben Kommentatoren, der Massenmord von Oslo werde für immer unbegreiflich bleiben. Ähnlich äußerten sich die Bielefelder Arminia-Fanverbände im Mai 2012, nachdem einige Männer aus ihren Reihen acht Werder-Bremen-Fans brutal überfallen und einen davon lebensgefährlich verletzt hatten:
»Diese Dimension der Gewalt war für die Bielefelder Fanszene völlig unbekannt und bleibt für immer unbegreiflich.« (Neue Westfälische 9.5.2012)

Für immer? Ist es nicht seltsam, dass die Kommentatoren schon am Tag nach der Tat wissen wollen, wie man sie zwei oder zehn oder fünfzig Jahre später sehen wird? Die Formulierung deutet an, dass jede Diskussion über die Hintergründe der Tat, vor allem aber über Konsequenzen, die man ziehen müsste, um ähnliche Taten in Zukunft zu verhindern, im Keim erstickt werden soll. Überspitzt gesagt: Wer so argumentiert, möchte, dass sich nichts daran ändert, dass solche Taten gelegentlich passieren. Offenbar braucht er diese Taten für irgendetwas.

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