Donnerstag, 10. Februar 2011

Die Verwirrungstaktik der deutschen Waffenlobby

In einem offenen Brief hat das Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden einmal mehr die üblichen Argumente widerlegt, mit denen die Waffenlobby versucht, ihre Klientel, die sog. "rechtstreuen, verantwortungsvollen Legalwaffenbesitzer", vor möglichst allen Kontrollen, Kontrollpflichten und Beschränkungen zu bewahren.

Der Bayerische Rundfunk strahlt am 1. und 2. März 2011 ein Streitgespräch zwischen
Gerd Mayer, Vater eines Winnenden-Opfers, Roman Grafe, Sprecher der Initiative "Keine Mordwaffen als Sportwaffen", Josef Ambacher, Präsident des Deutschen Schützenbundes, und Andreas Fischer, rechtspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, aus.

Die Schützenverbände schäumen gerne vor Empörung über den "Generalverdacht", dem sie anlässlich von Amokläufen ausgesetzt werden. Die betroffenen Eltern von Winnenden machen darauf aufmerksam, dass in Sicherheitsfragen alle Bürgerinnen und Bürger unter Generalverdacht geraten können - z. B. dann, wenn sie eine Flugreise antreten wollen. Jeder Flugreisende muss mit dem Generalverdacht leben, dass er ein potenzieller Flugzeugentführer sein könnte.

Ich darf weitere Fälle ergänzen:
  • Wer nachts Auto fährt, kann in eine Alkoholkontrolle geraten, steht dann also unter dem Generalverdacht, ein betrunkener Autofahrer zu sein.
  • Wer sein Demonstrationsrecht nach Art. 8 Grundgesetz wahrnehmen will, sieht sich oft dem Generalverdacht ausgesetzt, ein potenzieller Krawallmacher, Plünderer und Landfriedensbrecher zu sein und wird entsprechend von der Polizei kontrolliert.
Wo immer Gefahrenquellen kontrolliert werden müssen, begegnen wir dem Prinzip des Generalverdachts. Damit müssen auch Leute leben, die gefährliche Schusswaffen und gefährliche Munition in ihrem Haus lagern. 

Ein anderer Aspekt wird in der Debatte häufig vergessen: Die Waffenlobby betont immer wieder, dass die eigentlichen Gründe für Amokläufe nichts mit den Waffen der Täter oder ihren Schützenvereinen zu tun hätten. Das mag sein. Aber der Umstand, dass die Amokläufer von Erfurt und Winnenden so viele Opfer tödlich treffen konnten, ist nur mit dem Training zu erklären, das sie zuvor an Gewaltspielen und an Schießständen absolviert haben. Ohne dieses Training - und ohne wirksame Schusswaffen - hätten sie vielleicht zwei oder drei Menschen töten können, aber nicht elf oder fünfzehn. Und deshalb haben ihre Taten eben doch ganz unmittelbar mit der Qualität ihrer Waffen, mit Schießständen und mit Killerspielen zu tun.

1 Kommentar:

  1. Sehr gute Standpunkte.
    Aus eigener Diskussionserfahrung kann ich jedoch sagen, dass solche Argumente von Knarrennarren und Piraten geflissentlich übersehen werden.
    Wie Du in Deinem Beitrag "Je reicher, desto Arschloch" erwähnst, haben Eliten und Wunschdenk-Eliten nicht viel mit Altriusmus am Hut.
    Anscheinend gehen sie für ihre Spaß-Interessen nicht nur über virtuelle Leichen ...

    R2D2

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