Dienstag, 26. Oktober 2010

Wenn Hirnforscher irren

Wir wissen heute ziemlich präzise: Wir tun nicht das, was wir wollen, sondern wir wollen das, was wir tun.
Auf diese prägnante Formel brachte der Kabarettist Eckart von Hirschhausen eine verbreitete Sichtweise von Neurologen (Hirnforschern) auf das menschliche Wollen und Handeln. Während ich das lese, hocke ich im Büro. Ich schaue sinnierend aus dem Fenster und sehe, wie mich Oktobersonne und goldenes Herbstlaub nach draußen zum Wandern locken. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich hier im Büro eindeutig NICHT tue, was ich will. Oder auch nicht will, was ich tue. Die Reihenfolge ist eigentlich Wurscht.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Kreative Kriegstreiber

Man glaubt es kaum, was Rassisten alles an Begründungen für ihr schäbiges Verhalten einfällt! Die Gothaer Versicherung mit Sitz in Köln hat 2010 dem 79jährigen Opfer eines Verkehrsunfalls, einem Westfalen islamischer Konfession, die Zahlung für eine Haushaltshilfe verweigert. Man zitierte als Begründung eine Stelle aus dem Koran, nach der der Mann der Frau vorstehe und deshalb auch nicht den Haushalt führe. Daraus schloss die Versicherung: Wenn ein muslimischer Mann einen Unfall erleidet, fällt er nicht bei der Hausarbeit aus; ein Ersatz muss also nicht gezahlt werden. Es sei davon auszugehen, dass der Rentner traditionell erzogen sei.

Dieser lebt allerdings seit 1959 in Deutschland. Vor dem Unfall, bei dem er einen Schädel-Hirn-Trauma erlitt, führte er nach Angaben seines Rechtsanwaltes den Haushalt, da seine Ehefrau noch berufstätig war. Das berichtete eine westfälische Tageszeitung am 25. 9. 2010. (Nachtrag am 11.12.2010: Die Versicherung hat später nachgegeben und doch für die Haushaltshilfe gezahlt.)

Im September 2010 eskalierte auch ein Streit um eine westfälische Gesamtschule. Nachdem es dort eine Prügelei gegeben hatte, bei der ein Junge türkischer Herkunft einen Jungen deutscher Herkunft verletzt hatte, attackierte ein Leserbriefschreiber jene Lehrer, die sich um Jungen türkischer Herkunft gekümmert haben. Viele Journalisten kreuzten vor der Gesamtschule auf und wollten weitere prügelnde Türkenjungen filmen. Die vielen erfolgreichen Integrationsprojekte der Schule interessierten sie nicht.

Der besondere Hass deutscher Rassisten richtet sich oft gegen Muslime, die völlig selbstverständlich als deutsche Bürger in Deutschland leben, und gegen Deutsche, die sich erfolgreich für die Integration von Migranten oder Migrantenkindern eingesetzt haben. Das, was deutsche Rassisten wie Thilo Sarrazin den Muslimen vorwerfen: ihre angebliche Integrationsunwilligkeit, ist in Wirklichkeit das Ziel, das sie mit ihren Attacken erreichen wollen. Denn sie wollen den Krieg, koste er, was er wolle.